Hilfe, die Katze ist weggelaufen



Im März genau vor einem Jahr verschwand Candie. Sie war gerade erst seit zwei Wochen im neuen Zuhause. Eine Tierschutzkatze, die im Leben noch nie draußen war, aber ängstlich und bei Menschen eher zurückhaltend. 

Das nennt man eine Katastrophe.

Keine Bindung an das neue Zuhause, keine Ahnung vom Leben draußen - und zudem war es kalt und es lag noch Schnee.  Schlimmer ging es nimmer. Natürlich suchen die Adoptanten in der Umgebung. Es gab Sichtmeldungen, aber es war immer die falsche Katze. In eine Falle ging nur die Nachbarkatze.

Die Bäume wurden mit TASSO-Meldungen beklebt - nichts. Nach vier Wochen schwand die Hoffnung. 

Tierkommunikation als Suchinstrument  

Ob man daran glaubt, dass Menschen die Gabe haben, mit Tieren zu reden, oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich jedenfalls habe es versucht und bin Nadine Mayer zutiefst dankbar, dass sie sich so viel Arbeit gemacht hat. Sie hat mich bei der Stange gehalten und mir immer wieder neuen Mut gemacht.

Sie hat Plätze gesehen, wo Candie sich aufhalten sollte. Also haben wir mit den Gartenbesitzern geredet und mit deren Erlaubnis eine Falle aufgestellt. Etliche Fehlalarme und eine Elster später haben wir nach zwei weiteren Wochen aufgegeben. 

Wieder gab es Sichtmeldungen, aber weißschwarze Katzen gibt es viele, und eigentlich konnte das von der Entfernung nicht stimmen. All die Flyer in den Briefkästen und die Zettel an den Bäumen ergaben keinen hilfreichen Hinweis. Nur einmal rief mich jemand an, der eine tote Katze gefunden hatte. Es war nicht Candie, aber die Besitzer konnten ermittelt werden. 

Über die Facebooksuche schließlich eine vielversprechende Nachricht. Rund anderthalb Kilometer weiter war sich jemand sicher, sie im Garten gesehen zu haben. Also, wieder eine Falle aufgestellt und eine Kamera installiert.      

Katzensuche ohne Ende:  Mit der Zeit wird die Müdigkeit und die Hoffnungslosigkeit immer größer

Dreimal die falsche Katze, einige Fehlalarme, wieder nichts. In der Kamera eine ähnliche Katze, aber eben nicht Candie. Aber die Leute waren sich sicher, Candie gesehen zu haben. Und die Tierkommunikation bestätigte, dass sie in der Nähe war. 

Also, mit großartiger Hilfe wieder 200 Flyer und Plakate verteilt. Und dann, im Juni, erneut eine Sichtung, ein gutes Stück weiter weg, in einem Garten. Falle und Kamera - nichts. Candie war und blieb ein Phänomen. 

Inzwischen hatten wir Suchanzeigen in Lokalzeitungen und Internetplattformen aufgegeben und uns über einen speziellen Suchhund für verlorene Tiere informiert - die Hoffnung stirbt zuletzt.

Aber irgendwann hatte ich die Hoffnung aufgegeben. Es wurde August und nichts hatte wirklich einen belastbaren Hinweis erbracht. Candie war fünf Monate verschwunden.

Facebook führt zum Erfolg: Endlich ein Beweisfoto 

In wie vielen lokalen und Katzen(such)gruppen ich Candie gepostet habe, weiß ich schon nicht mehr. Jedenfalls schrieb eine Hundebesitzerin, die morgens regelmäßig in einer Kleingartenanlage spazieren geht, sie habe Candie gesehen. Das war einige Kilometer weiter weg und die Katze hätte über extrem befahrene Straßen laufen müssen. Also habe ich es nicht geglaubt.


Dann kam der Tag mit dem Beweisfoto. Es war eindeutig Candie in der Gartenanlage. Unfassbar, dass sie noch lebte und munter aussah. Aber wie in einer riesigen Kleingartenanlage eine Katze finden?

Durch einen aberwitzigen Zufall. Bei all den verzweifelten Gesprächen mit Gartenbesitzern und all den Suchaktionen wollte es das Schicksal, dass wir auf denjenigen getroffen sind, der sie bei sich im Garten fütterte. Da saß sie und ließ sich nicht einfangen.

Zwei Versuche scheiterten. Und dann endlich im September konnten wir sie abholen. Sie war munter und gesund, wenn auch verwurmt. 

Wie viele Stunden und Tage und Wochen, wie viele Sorgen, Fragen, Gespräche, Telefonate und Lauferei das gekostet hat, ist heute vergessen. In Erinnerung ist nur eins: Unglaublich viele nette Menschen haben geholfen und versucht zu helfen. Es gab nicht eine einzige negative Erfahrung, aber viel Unterstützung. Alleine wäre das nicht zu schaffen gewesen.

Wenn es eines gibt, was ich aus dieser furchtbaren Geschichte gelernt habe, dann das: Es braucht Helfer, Multiplikatoren, Mitdenker. Denn es gibt schwarze Stunden, in denen man einfach nur aufgeben möchte. Oder einfach nur wissen, dass sie tot ist, damit man abschließen kann und damit die Bilder im Kopf aufhören.  

Vielleicht macht das all denjenigen Mut, die immer noch suchen. Es ist furchtbar schwer, nicht aufzugeben. Aber es lohnt sich, durchzuhalten. 




    
  
 

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