Demenz oder kognitive Dysfunktion bei der Katze

Als ich mit meiner Kollegin, Marita Römer, vor rund 17 Jahren mit der Tierpsychologie angefangen habe, war einer unserer ersten Fälle eine demente Katze. Und einer unserer ersten Artikel damals im Fressnapf-Magazin beschäftigte sich mit dem Thema Demenz. Vor kurzem habe ich noch einmal nachgelesen, was es Neues zu dem Thema gibt: wenig, scheint mir. 

Noch immer gibt es keine Therapie, kein Wundermittel, keine Heilung - weder beim Menschen noch beim Tier. Das ist traurig und macht hilflos. Denn, um es auf den schrecklichen Punkt zu bringen: Kann und soll man eine körperlich gesunde Katze einschläfern lassen, weil man das Leben mit ihr nicht mehr erträgt? 

Ich weiß, dass das extrem provokant ist. Ungefähr vergleichbar der Frage, ob man einen dementen Menschen in das "Heim abschiebt". Und sicher werden viele Leser sofort antworten: NIEMALS.

Im Alter verändern sich die Augen, das Fell wird stumpfer, die Haltung steifer

Aber es ist Tatsache, dass bei allem guten Willen der "Pflegenden", die Demenz die Betreuer an den Rand ihrer Kräfte bringen kann. Kann, aber nicht muss. Jeder Fall ist anders gelagert. Jeder Katzenmensch muss die schwierige Frage selbst entscheiden, wie weit er gehen kann und will.

Woran erkennt man Demenz bei der Katze?

  • Das Tier wirkt verwirrt, desorientiert
  • Das Klo oder der Futternapf werden nicht mehr gefunden
  • Gerade gefressen, schon wieder vergessen
  • Die Katze starrt die Wand an oder ins Leere
  • Der Rhythmus von Tag und Nacht ändert sich
  • Die Katze schreit lang und monoton, lässt sich nicht unterbrechen  
  • Sie wandert ziellos umher, weiß nicht, so sie ist

Demenz, was ist das eigentlich?

Wir reden so selbstverständlich von Demenz, wenn wir Verwirrung und Vergesslichkeit meinen. Aber woher kommt das? Die Ursache liegt in einer degenerativen Veränderung des Gehirns. Ablagerungen führen zum Absterben von Nervenzellen. Und was abgestorben ist, kann nicht wieder hergestellt werden. Deshalb handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der sich über eine lange Zeit hinziehen kann.

Wie kann man einer dementen Katze helfen?  

Natürlich muss der Tierarzt vor der Diagnose Demenz alle anderen möglichen Erkrankungen zuverlässig ausschließen. Auch Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion sind unruhig und vokalisieren viel. Zu hoher Blutdruck führt zu einer Erblindung und die Tiere werden unsicher in der Orientierung. Auch das Gehör lässt im Alter nach...alles das kann eine Samtpfote schon verwirren.

Da es keine echten Demenz-Medikamente gibt, kann der Tierarzt eventuell mit durchblutungsfördernden Mitteln arbeiten, die die Symptome mildern können. Wenn die Angst und die Unruhe im Vordergrund sehen, können dämpfende Mittel hilfreich sein.

Als Halter können Sie helfen, indem Sie noch mehr als bisher an einer Tagesroutine festhalten. Fütter, Zuwendung, Spielen, Fellpflege - immer gleich. Verrücken Sie den Futterplatz und das Katzenklo nicht. Ohnehin kann es passieren, dass die Mieze neben, statt in die Toilette macht.

Ausschimpfen macht wenig Sinn, denn dahinter steht keine Absicht, sondern Hilflosigkeit.

Versuchen Sie trotz der eingeschränkten geistigen Leistungsfähigkeit, Ihre Katze zu bespielen und bespaßen. Der Trieb der Jägerin, die eine Katze nun mal ist, erlahmt nie. Spielen und Jagen sind zwei Seiten einer Medaille. An jeden Tag eine kleine Spieleinheit, das freut auch eine ältere und ruhigere Katze.

Das Leben mit einer alten Katze kann sehr herausfordernd sein und mit vielen Anstrengungen verbunden. Aber unsere Haustiere werden heute eben viel älter - wie wir Menschen auch. Und jede alte Katze war auch mal ein niedliches kleines Kätzchen. 

Wie war das mit in "guten wie in schlechten Tagen" ?  


  

 


   


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