Ist Putzen bei Katzen immer gleich Liebe?


Putzen ist auch Fellpflege

Neulich hat mir jemand gesagt, dass eine Einzelkatze ja niemanden zum Putzen habe - und meinte das als Argument für die Haltung mehrerer Katzen.  Von meinen Katzen putzt nur Meeko den Otto - niemals umgekehrt und niemals putzt eine der anderen eine andere Katze. Wobei hier durchaus ein friedlich harmonisches Miteinander herrscht.   

Das hat mich auf die Idee gebracht, hier noch mal meinen Artikel aus der der Schweizer "Tierwelt"  zu veröffentlichen, der schon vor einigen Jahren erschienen ist.

Wenn unsere Samtpfoten sich das Fell lecken und uns dann gleich mit, dann finden wir das rührend und sehen es als Beweis ihrer Liebe an. Aber ist es das wirklich?

Das Leben eines neu geborenen Kätzchens beginnt damit, dass die Mutter es sauber ableckt. Und das Fell zu putzen und zu lecken, das behalten die Büsis ein Leben lang bei. Die raue Zunge dient als Kamm und Bürste und damit werden die Haare gestriegelt und gesäubert. Zudem sorgt das Schlecken auch für das eigene Wohlgefühl, denn es ist ganz sicher eine schöne Massage der Haut.

Ablecken macht Freude und Freunde?

 Die meisten Katzen lieben es aber auch, Artgenossen zu schlecken. Das ist eine freundliche Geste, dient dem sozialen Kontakt und stellt den Gruppengeruch her. Nicht jede Samtpfote kommt allerdings in den Genuss, geputzt zu werden. Eine Studie der Universitäten Southampton in Großbritannien und Leiden in den Niederlanden hat schon vor vielen Jahren das Putzverhalten von rund 80 Hauskatzen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass ranghöhere Tiere eher dazu neigten, rangniedrigen Tiere das Fell zu lecken als umgekehrt. Während diejenigen, die abgeschleckt wurden, eher lagen oder saßen, nahmen die aktiven Katzen eine stehende oder sitzende Position ein. Das lässt erahnen, dass das eigentlich freundlich-soziale Putzverhalten womöglich auch noch eine ganz andere Komponente haben kann als pure Freundlichkeit.

Ranghöhere putzen die Rangniedrigen - aber nicht immer 

«Tatsächlich gibt es Tiere, die andere schlafende Katzen so lange ablecken und schlecken, bis diese aufstehen und den Platz räumen», weiß die tierpsychologische Beraterin Gloria Isler aus Zug. Was ist das nun, eine besonders listige Art der Samtpfoten, das zu erreichen, was sie möchten? Und was bedeutet es dann in dem Zusammenhang, wenn das Büsi seinen Menschen putzt?

Gloria Isler hat in ihrer Praxis oft erfahren, dass Zweibeiner es meist als einen Liebesbeweis ansehen, von ihrer Katze abgeschleckt zu werden. «Ich halte das aber grundsätzlich für durchaus fragwürdig», sagt sie. Zum Beispiel ist bekannt, dass viele Miezen Fett gerne auflecken und auch bestimmte Gerüche gerne mögen. «Meine eigene Katze hat mir zum Beispiel immer die Beine abgeleckt, wenn ich mich gerade eingecremt hatte. Nach dem Wechsel der Bodylotion war es auf einmal damit vorbei», erinnert sich die Tierexpertin.

Putzen kann zwanghaft sein

Eine ihrer Kundinnen wurde von ihrer Katze so exzessiv an den Armen geleckt, dass die Haut sich entzündete – da halfen nur ein langärmeliger Pullover und eine konsequente Verhaltensänderung unter fachkundiger Anleitung.

Dass Katzen das Schlecken gerne mal benutzen, um auf diffizile Art ans Ziel zu kommen, beweist ein anderes Beispiel aus der Praxis der Tierpsychologin, zudem ein klassisches Missverständnis zwischen Zwei- und Vierbeiner. «Zwei Katzen sprangen jeden Morgen in aller Frühe ins Bett und schleckten dem Mann die Haare und den Bart. Die Frau fand das süß, der Mann war um seinen Schlaf gebracht. Also stand er auf und fütterte die beiden. Damit aber gab er natürlich genau das falsche Signal und eine Belohnung als Antwort auf eigentlich unerwünschtes Verhalten, und die Tiere hatten erfolgreich ihren Menschen erzogen. Da half nur konsequente Verbannung aus dem Zimmer und geänderte Fütterungszeiten. 

Was bleibt also einem Menschen, dessen Katze in gerne und regelmäßig abschleckt: Sich daran erfreuen und klare Grenzen setzen, wenn es genug ist. Wie? «Nicht mit Belohnung ablenken, sondern aufstehen, weggehen und der Katze einen anderen Platz zuweisen, an dem sie gestreichelt wird», schlägt Gloria Isler vor.   

 

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