Viel ist über dieses Thema schon geschrieben worden - und viel Unwahres.
Kaum irgendwo gibt es so viele Mythen, Vorurteile und Lügen wie beim Thema Kind
und Katze. Dennoch passiert es immer wieder, selbst heute noch, dass die Katze
gehen muss, sobald sich der Nachwuchs ankündigt. Und so lange das Tier auch in
der Familie lebt - es muss weg.
Das mag mit menschlichem Brutpflegetrieb zu tun haben - der besagt, dass
der eigene Nachwuchs vor allen Gefahren geschützt werden muss. Falsch ist es
dennoch. Falsch und unnötig.
Achtung: diese Behauptungen über Katzen
und Säuglinge sind Unsinn
- Katzen hassen kleine Kinder,
weil sie sie nicht einordnen können und als Gefahr wahrnehmen
- Katzen legen sich auf
Säuglinge, um sie zu ersticken
- Katzen kratzen und
krallen nach den Augen des Babys, weil sie es für Spielzeug halten
- Katzen attackieren Säuglinge
aus Eifersucht
- Katzen stecken Säuglinge mit
schrecklichen Krankheiten an oder übertragen Parasiten.
Katzen können selbstverständlich mit Irritation auf einen neuen Mitbewohner
reagieren - in der Regel zeigt sich das aber mit Rückzug. Wenn sich ein Tier
von Lauten oder Bewegungen gestört fühlen sollte, wird es versuchen, dieser
Störquelle zu entkommen.
Wenn sich eine Katze zu einem Säugling ins Bettchen legt, dann, weil sie Nähe und Körperwärme sucht - nicht anders, als sie das bei einem erwachsenen Menschen tut. Das ist ein Urbedürfnis und hat nichts mit Aggression zu tun.
Wenn sich eine Katze zu einem Säugling ins Bettchen legt, dann, weil sie Nähe und Körperwärme sucht - nicht anders, als sie das bei einem erwachsenen Menschen tut. Das ist ein Urbedürfnis und hat nichts mit Aggression zu tun.
Dass Katzen Augen für Murmeln halten und danach tatzen, ist noch nie
irgendwo beobachtet oder bewiesen worden.
Eifersucht - ist eine menschliche Emotion und wir sollten uns hüten,
solche Begriffe auf Tierverhalten zu übertragen, ohne den geringsten Beweis
dafür zu haben.
Dass eine Katze regelmäßig entwurmt und entfloht sein sollte, ist
selbstverständlich. Ja, es gibt Anthropozoonosen und Zoonosen, also
Krankheiten, die von Mensch auf Tier oder umgekehrt übertragen werden können.
Aber die Gefahr ist bei einem gesunden Tier eher gering.
Und was ist mit Toxoplasmose?
Obwohl schon oft erklärt, muss hier noch mal ein Wort zum Thema Toxoplasmose gesagt werden. Ja, Toxoplasmose kann zu erheblichen Folgen führen, vor allem bei ungeborenen Kindern. Aber: Die Infektion erfolgt nur dann, wenn die Toxoplasmen über den Kot einer infizierten Katze oral aufgenommen werden. Schwangeren wird deshalb geraten, das Reinigen der Katzentoilette anderen Menschen zu überlassen - oder einfach Einmalhandschuhe zu tragen.
Das nicht immer einfache Zusammenleben von Katzen und Kindern
Ein ganz anderes Kapitel bricht an, wenn Kinder ins Krabbelalter kommen. Natürlich wollen sie die Welt erkunden, alles anfassen, alles ausprobieren. Dazu gehören auch Katzen, die man an den Schwänzen ziehen oder nach denen man patschen kann. Es ist immer wieder erstaunlich und erschreckend, wie normal viele Eltern das finden und es tolerieren. Und noch erstaunlicher ist es, wie lange Katzen es tolerieren.
Wenn sie sich allerdings dann doch - in die Enge
getrieben oder aus Schmerz wehren - gelten sie als Bedrohung und dann wird
schon bald über die Abgabe diskutiert.
Katze pinkelt in die
Sachen des Kindes
Unsauberkeit ist ein Klassikerthema in der
Tierpsychologenpraxis. Aber besonders emotional wird es, wenn eine Katze es
wagt, in das Kinderbett oder die Kindersachen zu urinieren. Dann zeigt sie ja
deutlich, dass sie das Baby hasst....oder nicht?
Nein, tut sie nicht! Zum Thema Unsauberkeit habe ich
ja schon öfter geschrieben, deshalb hier nur der Hinweis darauf, dass
eine Stelle, auf die eine Katze uriniert, immer eine Bedeutung hat.
Positiv, weil sie womöglich warm, weich und komfortabel ist und damit alle
Ansprüche an ein schönes Katzenklo erfüllt...aber sicher nicht aus Wut,
Eifersucht und anderen menschlichen Beweggründen.
Wie können Katze und Kind gut zusammenleben?
Dass es für junge Eltern nicht immer einfach ist, den
Nachwuchs und die Katze unter einen Hut zu bringen, ist unbestritten. Denn
nicht jedes Kind ist einfach - manche brauchen mehr Zuwendung Betreuung,
Aufmerksamkeit, Pflege, Zeit...und dann bleibt ein Haustier leicht auf der
Strecke. Das kann sein. Aber es muss nicht sein - wenn es gelingt, Tier und
Baby zu einem Team zu machen. Wie das geht? Mit Regeln.
Regel Nummer eins: Katze und Kleinkind
nicht unbeaufsichtigt lassen - damit es zu keinerlei Missverständissen kommen
kann
Regel Nummer zwei: Rückzugsorte
schaffen. Die Katze braucht Plätze, auf denen sie auf keinen Fall gestört
werden darf. Ebenso sollte es Orte geben, an denen die Katze nichts zu suchen
hat - und damit ist nicht das Kinderzimmer gemeint.
Regel Nummer drei. Die Katze bekommt feste Zeiten für eigene Beschäftigung, Spiel und Zuwendung - gewohnte Rituale im Tagesablauf sind wichtig.
Regel Nummer drei. Die Katze bekommt feste Zeiten für eigene Beschäftigung, Spiel und Zuwendung - gewohnte Rituale im Tagesablauf sind wichtig.
Regel Nummer vier: Es gibt
einen respektvollen Umgang von Kind mit Katze und Katze mit Kind. Den
durchzusetzen ist Sache der Eltern!
Regel Nummer fünf: Wann
immer es möglich ist, sollte es gemeinsame positive Aktivitäten geben, um das
Verhältnis von Zwei- und Vierbeiner zu festigen. Also, Kuscheln mit Kind und
Katze erlaubt.
Ein Rückblick in Bewunderung
Einer meiner ersten Fälle als Katzenpsychologin war eine Familie mit zwei Tierschutzkatzen und einem dreijährigen Mädchen. Dieses Kind brachte mehr Empathie, Respekt und Fürsorge für diese Katzen mit als viele Erwachsene, die mir danach begegnet sind.
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