Einzelhaltung bei Katzen gleich Einzelhaft?

Glücklicher Einzelkater Paco
Selten habe ich etwas etwas so Dummes und Respektloses gehört wie das Wort "Einzelhaft" in Zusammenhang mit einzeln lebenden Katzen.
Einzelhaft erdulden Menschen, die in Gefängnissen sitzen - es ist Folter.
Einzelhaft als Begriff für Katzen zu benutzen, die alleine in einer Wohnung leben, ist ebenso geschmacklos wie unzutreffend - und es verbietet sich, es gedankenlos nachzuplappern.

Wird die Einzelhaft automatisch zum glücklichen Katzenleben durch eine zweite Katze: Nein

Immer wieder ist der Satz zu hören, dass Katzen zwar Einzeljäger, aber keine Einzelgänger seien. Nun gibt es im Tierreich wenige echte Einzelgänger und selbst die treffen zwecks Fortpflanzung aufeinander - sie sind also nicht völlig unsozial. In dem Sinne sind sicher auch Katzen keine Einzelgänger, sondern sozial.  
Wie gesellig sie sind - und das ist ein Unterschied - ist individuell verschieden. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, von der Genetik, der Rasse, der Prägung, dem Aufwachsen, den Lernerfahrungen bis hin zum Gesundheitszustand und dem Alter des Tieres.
Zu unterscheiden ist auf jeden Fall, ob es ich um ein Jungtier handelt oder um eine erwachsene Katze. Unbestritten sollten Katzenwelpen Kontakt zu Familienmitgliedern oder Artgenossen haben, um ein gutes Sozialverhalten zu erlernen. 
Aber ob eine erwachsene Katze das Zusammenleben mit anderen Katzen schätzt und braucht, das entscheidet sie ganz alleine. Kein noch so wohlmeinender Mensch kann und sollte eine Entscheidung treffen, weil er ein schlechtes Gewissen hat und meint, sein Tier hätte zu wenig Beschäftigung.

"Wer keine Zeit für eine Katze hat, braucht keine zweite". 


Sabine Schroll möge mir verzeihen, weil ich das hier sinngemäß zitiert habe. Ja, Katzen haben Ansprüche an ihr Leben und dazu kann auch gehören, mit einem freundlichen und sympathischen Artgenossen zusammen zu leben. Kann, wohlgemerkt, nicht muss.



Braucht Artgenossen und noch ein Zuhause: Antonele
In wie vielen Haushalten ich Zwangsgemeinschaften von Tieren erlebt habe, die ein Mensch zusammen gestellt hat - und die sich im allerbesten Fall toleriert haben, aber nicht mehr - das ist nicht mehr zu zählen. 

Und das soll ein schönes Leben sein? Zu zweit oder dritt oder viert unglücklich? 




Und das ist dann keine Haft mehr? 
"Sie müssen sich ja nicht lieben, sie müssen sich nur tolerieren". Nein.
Das müssen sie nicht. Das ist ein absolut fauler Kompromiss.

Ja, natürlich gibt es harmonische Katzengruppen. Und ja, es gibt auch Katzengruppen, die der Halter für harmonisch hält, weil nicht jeden Tag Fell und Pfoten fliegen. 

Dabei sind Katzen Meister des diffizilen Mobbings. Bei genauem Hinsehen stellt sich dann heraus, dass es sehr wohl eine "Undercat" gibt, die nur dann aufs Klo darf, nur dann fressen und trinken und ihrer Wege gehen, sofern und soweit es ihr erlaubt wird.

Ist das ein gutes Katzenleben? Nein. Das ist Dauerstress.

Und noch ein Wort zum Thema alle Einzelkatzen wären ja nur vom Menschen zum "Sozialkrüppel" gemacht worden. Wieder so eine unsägliche Wortwahl.
Niemand kann eine Katze zu etwas machen, zu dem sie nicht mindestens eine Veranlagung mitbringt. Auch hier: Wie viele Katzen blühen "endlich" auf, wenn ein Mitbewohner geht. Wie viele waren ein Leben lang mit anderen zusammen und wollen dann doch ihr Revier und ihren Menschen nicht mehr teilen. Viele, sehr viele. Nur kommt dann der Mensch mit dem schlechten Gewissen und....siehe oben. 


Sozial, aber längst nicht gesellig mit jeder anderen Katze: Amina

FAZIT: Katzen sind große Individualisten. Wir sollten das respektieren. Wir sollten ihr Verhalten beobachten, analysieren und dann erst interpretieren und ganz zum Schluss erst handeln. Und wir sollten uns davon freimachen, menschliches Denken auf Tiere zu übertragen.




  

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