Katzenliebe trotz FIV: Ein Erfahrungsbericht

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Eine kleine Liebesgeschichte…oder wie wir zu unseren Kuhkatzen kamen.

Nachdem wir lange überlegt und diskutiert hatten, uns eine Katze anzuschaffen, besuchten wir im März endlich das Düsseldorfer Tierheim. Für uns als tierliebe Menschen war von Anfang an klar, dass nur eine Katze aus dem Tierschutz in Frage kommt, da es so viele Tiere gibt, die ein besseres Leben verdient haben. (Die verschiedensten Haustiere die wir zuvor hatten, waren allesamt entweder aus dem Tierheim, uns zugelaufen, gefunden oder wir „mussten“ sie einfach nehmen, weil sich sonst niemand dafür interessierte).

Der Auserwählte
So gingen wir in der Erwartung in das Tierheim einfach mal zu schauen, ob sich dort ein wildes aufgewecktes Tigerkätzchen oder ein verschmuster schöner schwarzer Kater findet, der uns so gut gefällt wie wir ihm. Viele Katzen hätten in diese Kategorien gepasst… Aber eine (nach Tierheimangaben fast vierjährige) Kuhkatze meinte wohl, wir wären ihre Auserwählten und vergaß sogar die Fütterung, die gerade anstand, als wir noch überlegten, wer wohl gut in unsere Familie passen würde. 

Und so war klar, dass genau diese, nach Tierheim benannte Hexe, die uns doch eigentlich viel zu weiß und frech gewesen wäre, es sein sollte. Aber Liebe fragt eben nicht nach Rasse, Farbe, Alter oder Geschlecht, wenn sie zuschlägt.
Außerdem taten wir so auch etwas Gutes für die beiden Kater, die sich mit ihr im Raum befanden und die mit ihrer stürmischen, selbstbewussten Art nicht sonderlich gut klar kamen. Deshalb sagte uns die Pflegerin, sie würde diese Katze als Einzel- und Wohnungskatze vermitteln, da sie Artgenossen gegenüber nicht so freundlich zugetan sei und Gefahren gegenüber zu wenig Angst zeigte. Die Eingewöhnung bei uns, kann man eigentlich gar nicht so nennen, da in dem Moment als die Transportbox geöffnet wurde, die Katze bei uns angekommen zu sein schien. Hexe, von uns in Marlo umbenannt (weil sie sich bei uns nicht mehr wie eine Hexe benahm), ging durch das Haus, forderte unsere Gesellschaft ein und hatte uns direkt alle im Griff. Sie erwies sich als äußerst menschenbezogen, verspielt und sehr lernfreudig, die Trainingseinheiten, bei denen sie ihr Können unter Beweis stellen konnte, bereiten ihr immer eine große Freude. Nach einigen Wochen durfte unsere coole, schlaue Königin das erste Mal ans Katzengeschirr und unseren katzensicheren Garten erkunden. Die nächsten Male mussten wir nur noch mit der Leine klimpern und sie rannte sofort zur Terrassentür und ließ sich in freudiger Erwartung anleinen.

Marlo will nicht alleine bleiben


Nach einigen Monaten fiel uns dennoch auf, dass sie manchmal etwas unausgelastet wirkte. Trotz viel Beschäftigung unsererseits, packte sie manchmal ein Irrsinn, der uns nicht allzu gut gefiel. Sie fiel uns an, biss und kratzte uns (zum Glück nie feste), um Aufmerksamkeit zu bekommen und teilte uns so mit, dass sie sich einen katzenartigen Kumpel wünscht. Mehrmals fiel uns auf, dass sie zumindest Hunden gegenüber sehr aufgeschlossen oder zumindest nicht ängstlich oder uninteressiert war. 

Nachdem eine Katzenfreundin von uns sich bereit erklärte, ihren Kater mal mitzubringen und Marlo sich großartig ihm gegenüber verhielt, stand unser Entschluss fest, eine zweite Katze dazu zu holen. Lange suchen mussten wir nicht, denn Königin Marlo zeigte uns selber ihren Wunschbruder im Netz.
Ausgerechnet eine bulgarische Kuhkatze mit FIV, die als unvermittelbar beworben wurde. Aber Liebe fragt eben nicht nach Farbe, Rasse, Geschlecht, Herkunft, Gesundheit und Entfernung! Sein Name Pelouch - wie ein Kuscheltier - gut, also werden wohl blutige Beissereien ausbleiben, dachten wir. Und irgendwie hatte uns der Kerl da schon, nur durch drei Fotos, auch in seinen Bann gezogen und ein bisschen verlieben lassen. Nach Kontaktaufnahme mit der bulgarischen Pflegestelle, wo Pelouch schon eineinhalb Jahre lebte, sahen wir ihn als besonderen, einzigartigen und wunderbaren Kater, dem wir unter allen Umständen ermöglichen wollten, ein richtiges Zuhause zu bekommen.




Nach einem Monat hatten wir endlich eine Flugpatin, die ihn bis Frankfurt mitnahm und dort konnten wir ihn dann endlich abholen. 


Liebe fragt nicht nach Grenzen 


Der arme Kerl war völlig erschöpft, hungrig und durstig und brauchte so viel Liebe. Er fasste sehr schnell Vertrauen zu uns, schmuste wie ein Liebestoller, der uns schon ewig kennt, fraß wie ein Scheunendrescher und trank wie ein Verdurstender, wenn er nicht gerade schlief und seine Ruhe einforderte. Nach drei Tagen erforschte er dann das Eingewöhnungszimmer und spielte das erste Mal in seinem Leben ausgiebig mit einer Stoffmaus und einer Federangel. Nach vier Tagen wagten wir den nächsten Schritt und öffneten eine Tür, die mit einem Katzennetz gesichert war, sodass sich Marlo und Pelouch das erste Mal sehen konnten.
Dies lief so positiv, dass wir die andere Tür ohne Netz öffneten und die beiden sich ungehindert beschnüffeln und kennenlernen konnten. Um die Situation nicht überzustrapazieren trennten wir sie dann wieder, aber das fanden beide wohl so doof, dass sie ein sagenhaftes nächtliches Katzenkonzert aufführten und sich nach Öffnung der Tür mit Netz verbündeten, um uns zu zeigen, wie stümperhaft es gesichert ist. OK, dachten wir, also seid ihr jetzt Kumpels? Dann zeigt uns, wie ihr miteinander klar kommt! Das taten sie auch - Nächtelang wurde unser Haus unsicher gemacht, tagsüber wurde gemeinsam ein Raum zum Schlafen auserkoren, Spielzeiten eingefordert, sich gegenseitig geputzt, der Fressnapf und die Dosenöffner geteilt.


Nun sind die Beiden seit zwei Wochen zusammen und von Tag zu Tag sieht man immer wieder neue kleine Momente, die uns zeigen wie richtig unsere Entscheidung war und wie die beiden zusammen wachsen. 
Ich bin so gespannt, wie es weiter geht und kann mir keine Sekunde mehr ohne diese zwei großartigen Schecken vorstellen.
Vielen Dank an alle lieben Menschen, die uns geholfen haben, diese beiden tollen Geschöpfe erfolgreich in unsere Familie aufzunehmen!

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