Eine Katze zum Einzelgänger erziehen?






Neulich las ich - mal wieder - dass Katzen immer mit Artgenossen gehalten werden müssen. Und dass es höchstens Tiere gäbe, die vom Menschen zu Einzelgängern gemacht würden. Schließlich seien Katzen zwar Einzeljäger, aber nicht von Natur aus Einzelgänger.

Tja, an dieser Stelle muss ich immer tief Luft holen und bis 23 zählen.......

Ich frage mich, wie man ein Tier zu etwas machen kann, was es nicht ist? Also entweder, Katzen sind sozial - dann müssten sie es doch immer sein. Oder sie sind es nicht, dann sind sie es nie - oder was? Oder liegt die Wahrheit ganz woanders?


Einzeljäger - Einzelgänger? 

Ja, Hauskatzen jagen alleine. Und von den Großkatzen jagt nur der Löwe in Rudeln. Diese Tatsache hat viel mit Lebensgewohnheiten, aber auch mit Sozialverhalten zu tun. Ein Rudeltier wie der Hund hat und braucht feste Strukturen im Zusammenleben mit seiner Gruppe. Wo sind die bei einer Katze? 

Katzen sind es gewohnt, selbstverantwortlich zu jagen, was bei ihrer Beute natürlich auch Sinn macht. Sie sind perfekte Jäger, darauf spezialisiert, sich anzuschleichen, zu belauern, zu töten. Alleine. Sind sie deshalb Einzelgänger? Sicher nicht, zumal es im Tierreich kaum echte Einzelgänger gibt. Aber sind sie vielleicht getarnte Rudeltiere? Sicher auch nicht. 

Katzen können gesellig sein - müssen es aber nicht  

Das ist gerade das Faszinierende an den Samtpfoten: Sie sind ungeheuer anpassungsfähig. Das ist die Voraussetzung ihrer Welteroberung. Sie können, müssen aber nicht mit Artgenossen kompatibel sein. Man kann sie auch nicht zu etwas erziehen, zu dem sie nicht die Voraussetzung mitbringen. Ein Rudeltier kommt als Rudeltier auf die Welt und wird immer ein Rudeltier sein. Eine Katze? Hält sich alle Wege und Optionen offen.


Individuelle Ansprüche der Tierpersönlichkeit berücksichtigen

Sicher gut gemeint - aber nicht zutreffend - sind Aussagen wie die oben. Ich kenne Katzen, die immer alleine gelebt haben und nicht mehr teilen wollen. Ich kenne Katzen, die immer alleine gelebt haben und sich über Artgenossen freuen.

Und ich kenne Katzen, die aufblühen, wenn der Artgenosse, mit dem sie ein wohlmeinender Mensch vergesellschaftet hat, stirbt. Endlich alleine? Das irritiert viele Katzenhalter, passt es doch so gar nicht ins eigene Wunschdenken. Sollten wir nicht wegkommen von Schubladendenken - hin dazu, ein Tier als individuelle Persönlichkeit mit eigenen Wünschen zu betrachten?     
     

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