Dass aus der Samtpfote ein Bengalischer Tiger wird, das kann
passieren. Als Jäger verfügen unsere Hauskatzen über ein beeindruckendes
Waffenarsenal – nicht nur zur Verteidigung. Aber fast immer richten sich ihre
Angriffe gegen Beute, denn spricht man von der sogenannten Beuteaggression.
Oder die Miezen duellieren sich um Rang, Revier und Ressourcen mit anderen
Artgenossen. Das ist die territoriale Form der Aggression. Und nur äußerst
selten kommt es überhaupt vor, dass eine Katze einen Menschen angreift.
Was können die Gründe
sein?
Viele Zweibeiner sind extrem erschrocken und ängstigen sich,
wenn die Samtpfote zur Kratzbürste wird. Dann ist schnell die Rede von der
„Heimtücke und der Hinterlist“ der Tiere. Dabei zeigen die Katzen sehr genau
ihre Stimmung an – mit ihrer Körper- und Lautsprache. Erweiterte Pupillen,
peitschender Schwanz, nach hinten und seitwärts drehende Ohren, schließlich
Fauchen, Grollen und Knurren sind eindeutige Signale. Nur manchmal werden diese
so blitzschnell gesendet, dass wir Menschen sie zu spät wahrnehmen.
Zum Beispiel beim Kraulen und Schmusen. Nicht jede Katze mag
es, all überall angefasst zu werden. Viele Tiere lieben es, am Kopf und unter
dem Kinn gekrault zu werden, aber sie tolerieren es nicht, wenn der Mensch den
hinteren Rücken oder den Schwanzansatz berührt. Dann packen blitzschnell vier
Pfoten die streichelnde Hand und halten sie fest. Das ist im Grunde eine
reaktive Aggression, eine Abwehr deiner Katze, wenn du ihre persönliche Grenze
überschritten hast.
Offensive und
defensive Aggression
Auch eher defensiv, also verteidigend, ist die Aggression
einer Katzenmutter, die ihre Jungen bedroht sieht. Nähert sich eine Gefahr, zum
Beispiel auf zwei Beinen, dann kann aus der kleinsten Kätzin die sprichwörtliche
Löwenmutter werden und sie verteidigt ihren Nachwuchs teilweise äußerst
imposant mit wilden Attacken auf Beine und Hände. Auch eher defensiv-reaktiv
ist die Aggression deiner Katze, wenn du sie zu sehr bedrängst. Vor allem sehr
ängstliche Tiere gehen dann zum Angriff über, wenn sie keine Chance mehr haben,
auszuweichen, also quasi „mit dem Rücken zur Wand stehen“.
Eher eine offensive Aggression ist die Spielaggression –
niedlich anzusehen bei kleinen Katzen mit zierlichen Krallen und „Zähnchen“.
Schon ganz anders sieht das aus, wenn die erwachsene Katze dich als ihren
Sparringspartner ansieht und rabiat in Beine, Füße und Hände packt und beißt.
Das tut nicht nur sehr weh, es ist auch nicht ungefährlich, weil im Katzenmaul
immer viele Bakterien sind. Die können beim Biss leicht in die Blutbahn
gelangen und für ernsthafte Entzündungen sorgen.
Katzen, die überzogen rabiat
spielen, sind oft alleine ohne Artgenossen groß geworden. Entweder wurden sind
sie von Hand aufgezogen oder viel zu früh von der Mutter und den Geschwistern
getrennt. Sie hatten keine Chance, ein gutes kätzisches Sozialverhalten zu
lernen. Sie kennen keine Grenzen und verwechseln den Mensch mit einem
felltragenden Artgenossen. Da hilft dir nur konsequente Erziehung und
„Abschreckung“, damit deine Katze lernt, mit dir anders umzugehen als mit einer
Katze. Anfauchen, Anpusten oder in die Hände klatschen ist in einem solchen
Fall völlig in Ordnung, ebenso wie die Wasserspritze.
Und dann gibt es noch die zum Glück extrem seltenen Fälle,
in denen eine Katze wirklich völlig ohne jeden sichtbaren Grund angreift. Auch hier
müssen immer erst organische Befindlichkeiten gründlich abgeklärt werden. Akute
Schmerzen oder Infektionen sorgen unter Umständen für Angst und Aggression. Zum
Glück sind neurologische Probleme oder Hirntumore bei den Miezen eher selten,
aber auch nicht gänzlich auszuschließen. Aufschluss bringt hier nur ein
bildgebendes Verfahren wie ein Computertomogramm.
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