Ist das
nicht herrlich und so anrührend? Wir kommen aus dem Urlaub zurück und unser Hund freut sich wie
verrückt. Er springt stürmisch hoch, leckt das Gesicht, bellt sich schier heiser
– das muss wahre Liebe sein. Was tun dagegen die Damen und Herren Katze? Nichts
dergleichen. Weder sausen sie herbei, noch miauen sie vor Freude, noch springen
sie auf den Arm. Im Gegenteil, wer versucht, seine Samtpfoten zwangsweise zu
beschmusen, weil das Glück mit ihm durchgeht, der kann sich nicht selten auf
einen mehr oder minder heftigen Tatzenhieb einstellen. Langsam und vorsichtig
nähert sich, wenn überhaupt, das Katzentier, nur um dem empörten Halter dann demonstrativ
das Hinterteil zuzudrehen. «Ist das zu glauben? Lässt sich Protest noch
eindeutiger zeigen, als sich einfach abzuwenden?» Schon ist das vier- und
zweibeinige Missverständnis perfekt.
In Wirklichkeit sind Katzen Gewohnheitstiere und Veränderungen können sie
schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Dazu gehört die Abwesenheit eines
vertrauten Menschen. Eine gewisse Vorsicht bei seiner Rückkehr ist da nur
natürlich. Und das Abwenden des Körpers muss nicht unbedingt mit Desinteresse
zu tun haben. Wenn die Katze den Schwanz dabei hoch erhebt oder leicht zur
Seite legt, kann es durchaus die Einladung zu einer freundlichen Analkontrolle
sein – eben ein Begrüßungsangebot der anderen Art. Wer solch nett gemeinte Aufforderungen
nicht zu würdigen weiß und stattdessen darauf besteht, seinen Haustiger stürmisch
zu herzen und zu drücken, begeht einen groben Fauxpas.
Da kann eine Mieze schon eher verzeihen, wenn sie nur verbal begrüßt, aber so
lange in Ruhe gelassen wird, bis sie selbst entscheidet, Kontakt aufzunehmen.
Zum Beispiel, wenn nach allem Auspacken und Aufräumen Ruhe eingekehrt ist und
die ungeteilte Aufmerksamkeit endlich wieder ihr alleine gehört. Aber
vielleicht streicht sie ja auch schon ganz sanft und leise um die Beine oder
stupst zart mit dem Köpfchen dagegen? Das ist zwar nicht so laut, wie
Hundegebell, aber auf Samtpfotenart doch völlig eindeutig eine freundliche
Begrüßung. Denn beim Reiben werden die körpereigenen Duftstoffe auf den jeweils
Anderen übertragen und in das eigene Fell aufgenommen. «Alle duften wir gleich,
alle sind wir eine Familie», könnte das heißen.
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