Alterserscheinungen bei Haustieren



(Foto: Nabuco, neun Jahre alt, davon fünf Jahre in einem rumänischen Tierasyl, sucht ein neues Zuhause)
Alt werden bei Tieren bedeutet allmähliches Nachlassen der körperlichen und geistigen Fähigkeiten, bis hin zu Blindheit, Taubheit, Demenz. (Kognitive Dysfunktion)

Wie geht man mit einem alten Tier und seinen Behinderungen um?
Aus der Sicht des Verhaltenstherapeuten

Beispiel Katze Pauline:
Pauline ist blind und taub, hat Phasen mit lang anhaltendem Vokalisieren, auch nachts.

Pauline verfügt noch über ihren Tastsinn und ihren Riechsinn, darum kann sie sich in ihrer vertrauten Umgebung noch gut orientieren. Sie kann sich in ihrem Gehege frei bewegen ohne anzustoßen, klettert und springt ohne herunterzufallen.
Verhaltensregeln:
1. Die Einrichtung soll nicht verändert werden, keine Gegenstände umstellen, keine Hindernisse auf vertraute Wege legen.
2. Die verbliebenen Sinne stärken und fordern:
Riechsinn und Tastsinn: Mit einem attraktiven Duftstoff (Katzenminze) präparierte Spielmäuse, Duftkissen anbieten.
Einen mittelgroßen Pappkarton mit dem Duft markieren und neben den üblichen Weg von Pauline stellen.
Ein Stofftier von Beutetiergröße( Kaninchen )mit dem Duft markieren und neben den Weg von P. legen.
P. soll die Gegenstände durch den Duft leicht finden, mit ihrem Tastsinn untersuchen, sie berühren, bewegen, damit spielen.
Achtung! P nicht überfordern, nur eine Sache pro Tag anbieten.
3. Langes, lautes Vokalisieren ist für den Menschen sehr nervend.
Die Katze leidet aber nicht. Wenn man sich das bewusst macht, fällt es leichter, das Schreien zu ertragen. Nachts muss man notfalls seine Ohren mit Oropax verschließen.
Bei P. hilft es, wenn Frauchen nachts aufsteht, durch liebevolle Ansprache und Streicheln das Schreien unterbricht. P. ist dann wieder ruhig.
4. Dem vermehrten Ruhebedürfnis alter Tiere muss zwar Rechnung getragen werden, aber täglich sollte man sich mehrmals mit dem Tier beschäftigen, es ansprechen, streicheln, zum Spielen und Erkunden animieren.

Beispiel Hund Otto:

Otto ist schwerhörig, sieht eingeschränkt, verliert öfter die räumliche Orientierung, verläuft sich dann, läuft nur noch kurze Strecken.

Verhaltensregeln:
1. Damit Otto nicht verloren geht, bzw. schneller gefunden werden kann sollte man ihm ein Glöckchen ans Halsband binden.
2. An der Leine laufen gibt ihm Sicherheit.
3. Seine geistigen Fähigkeiten müssen gefördert werden, dies kann zu Hause mit kleinen
Spielaufgaben geschehen:
- Leckerchen unter einem Tuch, einem Kissen, einem Plastikbecher verstecken
- Ein Spielzeug ( Kong) mit Futter füllen, beim Herumrollen fällt etwas raus
- Ein Spielzeug ( Kong) mit Vitaminpaste einstreichen, die längere Zeit abgeleckt werden kann.
4. Spaziergänge verlängern, indem O in einem Wägelchen gezogen wird, wenn er müde ist.
5. Dem vermehrten Ruhebedürfnis nachgeben, aber täglich für geistiges Training sorgen
6. Einhalten von Regeln und Ritualen gibt Sicherheit: Immer die vertrauten Wege spazieren gehen, immer die gleichen Fütterungszeiten einhalten.
7. Dem schlafenden O sollte man sich vorsichtig nähern, ihn anpusten oder ganz leicht berühren, wenn man ihn wecken will, damit er sich nicht erschreckt.

Wie kann man den geistigen Abbau, den Alterungsprozess verlangsamen?

Alle Hunde sollten während ihres Hundelebens geistig gefordert werden.
Nur Fressen, Schlafen, drei Mal täglich um den Block – da verkümmert die Intelligenz.

Wenn man dem Hund frühzeitig zu den Hörzeichen auch Sichtzeichen mit der Hand beibringt, ist eine Schwerhörigkeit oder Taubheit leichter zu bewältigen.

Text: Marita Römer

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