Wo hört Tierliebe auf, wo fängt Animal Hoarding an?

Die Schlagzeilen klingen unfassbar: "1500 Wellensittiche aus einer Wohnung befreit." Oder "42 Hunde aus einer verwahrlosten Haltung beschlagnahmt."

Auch wir haben Erfahrung mit dem Thema: Im vergangenen Winter musten wir rund 250 Kaninchen aus einer Massentierhaltung befreien und aus dem Stand für Unterkunft, Verpflegung und medizinische Betreuung sorgen. Dass dies ein personeller, zeitlicher und finanzieller Kraftakt ohne gleichen war, lässt sich wohl vorstellen.

Es gibt keine Tierart, die mit dem krankhaften Tiersammeln, dem so genannten Animal Hoarding, nicht in Verbindung gebracht wird. Meist fängt mit übergroßer Tierliebe an, was dann im totalen Chaos endet: Menschen können nicht "Nein" sagen, wenn ihnen ein Tier vor die Tür gelegt wird oder zuläuft.

Doch statt irgendwann einzugestehen, dass es keine Tierliebe sein kann, unter beengten Bedingungen und mit nicht genügend Ressourcen viel zu viele Tiere zu halten, sehen sich die Animal Hoarder als die wahren Tierschützer an. Ihnen fehlt jedes Unrechtsbewusstsein -auch wenn die Haltung zur puren Qual für die Vierbeiner gerät.

Denn oft fehlt das Geld für Futter oder Tierarzt. Darum herrscht in solchen Haltungen nicht selten das Recht des Stärkeren und die Jungen, die Alten, die Schwachen gehen unbarmherzig unter.

Oft vermehren sich auch die Tiere völlig unkontrolliert und immer mehr Welpen sorgen dafür, dass der Bestand nicht kleiner, sondern größer wird. Wie in diesem aktuellen Fall in Kranenburg.

Der Deutsche Tierschutzbund bezeichnet das Animal Hoarding als ein Krankheitsbild und unterscheidet sogar verschiedene Typen von Tiersammlern : der Pfleger, der Retter, der Ausbeuter, der Züchter...

Auch Tierschützer können sich oft vor Tierelend nicht retten, weil sie nicht die Augen verschließen können und wollen. Aber im Gegensatz zu Tiersammlern wissen sie, wo ihre Grenzen liegen. Und bei ihnen steht immer eines im Vordergrund: Für jedes Tier so schell wie möglich ein geeignetes Zuhause zu finden

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