| Natürlich
 gibt es Jagdhunde, die keinen Bock auf das Jagen haben und Wachhunde, 
die jeden Fremden freundlich begrüßen. Aber normal ist das nicht. Die 
gezielte Zuchtwahl und Auslese hat in den Hunderassen bestimmte 
Eigenschaften, die der Mensch brauchen konnte, verstärkt. So ist es ganz
 natürlich, dass sich zwei Hunde unterschiedlicher Rassen in der 
gleichen Situation unterschiedlich verhalten. Selbst
 bei Mischlingen zweier Rassen kann man den genetischen Einfluss noch 
deutlich erkennen. Zwei Beispiele mögen das verdeutlichen.
 Spaziergang
 mit Candy, Pudel-Jagdhund, und Jolie, Labrador-Hütehund, durch die 
ländliche Wohnsiedlung: Links hinter dem Gartenzaun schnattern fünf 
Indische Laufenten, auf der rechten Seite beobachtet uns ein anderer 
Hund. Candy hat nur Augen für die Enten, steht auf den Hinterbeinen in 
der Leine und winselt in freudiger Erregung. Jolie fixiert den Hund 
hinter dem Gartenzaun, droht und knurrt, und beachtet die Enten und 
Candy überhaupt nicht.
 
 
Im
 Urlaub an einem Badefluss war das rassetypische Verhalten des Labradors
 besonders deutlich. Jolie wurde nicht müde, ins Wasser zu springen und 
den alten Turnschuh zu apportieren. Candy stand gelangweilt am Ufer und 
ließ die Blicke schweifen. Ein vorbeifliegender Vogel erhielt von ihr 
mehr Beachtung als das Geschnaufe und Geplansche neben ihr. 
Beide
 Mischlingshunde zeigten ein genetisch festgelegtes Verhalten, welches 
durch die beteiligten Rassen mitgegeben war. Und hier beginnen die 
Probleme, wenn man als Hundebesitzer seinem Tier das Ausleben des 
Verhaltens nicht gestatten darf. 
Anti-Jagdtraining für Candy und für Jolie Anti-Wasser-Apportiertraining? 
Nein,
 sollte ein solches Training erfolgreich sein, so muss man beim Welpen 
anfangen. Hat man das versäumt, kann man oft nur noch mit Starkzwang und  harten
 Strafen arbeiten. Bei einem ausgeprägten Jagdtrieb stößt die sanfte, 
gewaltfreie Erziehung an ihre Grenzen. Es gibt für den echten Jagdhund 
keine größere Belohnung als die durch die eigene Jagd erzeugten 
Glückshormone.
 Text: Marita Römer
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