Gefährliche Tipps vom Hundeflüsterer

Alpharolle ist längst überholt

Da gibt der prominente amerikanische Hundetrainer Cesar Millan im Focus 13 Tipps zur richtigen Hundeerziehung. 11 davon entsprechen mehr oder weniger der anerkannten Expertenmeinung, nachzulesen in jedem handelsüblichen Hundebuch. Aber zwei sind doch recht kurios, ja sogar gefährlich.

Zuerst aus der Abteilung "Der Hund für Faulpelze". Millan:"Wenn Sie nicht in der Lage sind, mit Ihrem Hund regelmäßig spazieren zu gehen, sollten Sie sich ein Laufband anschaffen. So kann der Hund Energie verbrennen und Stress abbauen."

Ja super, dann kann man vor dem Fernseher sitzen bleiben und braucht kein schlechtes Gewissen haben!

Und jetzt aus der Abteilung: "Der Hund für Lebensmüde". Millan empfiehlt zur Unterwerfung des dominanten Hundes unter den menschlichen Rudelführer die "Alpharolle". Das heißt, der Mensch wirft mit körperlicher Gewalt den dominanten Hund zu Boden und hält ihn dort so lange fest, bis der Hund seine Unterwerfung signalisiert.

Millan: "So teile ich dem Tier auf natürliche Weise mit, wer der Boss ist." Ein Ratschlag aus der tierpsychologischen Mottenkiste, längst durch Feldforschung an Wolfsrudeln und verwilderten Haushunden widerlegt. Es wurde nachgewiesen, dass der Rudelführer es nicht nötig hat, sich auf solche Machtkämpfe einzulassen.

Rangordnungskämpfe gab es nur bei Gehegewölfen, die auf engem Raum eben nicht wie ein natürliches Rudel leben konnten. Leider ist die "Alpharolle" oder der "Alphawurf" immer noch nicht ausgerottet, wie man sieht. Hundebesitzer, die diese zweifelhafte Methode angewandt haben, können von unterschiedlichen Ergebnissen berichten.

Im harmlosesten Fall haben sie danach einen handscheuen Hund, der seinen Menschen meidet, weil er ihm nicht trauen kann. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Mensch heftig gebissen wird, weil der Hund sich diese Behandlung nicht gefallen lässt.

Man kann nur jeden Hundebesitzer davor warnen, sich auf solch einen gefährlichen Ringkampf mit seinem Hund einzulassen. Um die Rangordnung innerhalb der Familie herzustellen, gibt es einfachere und gewaltfreie Methoden.

Text: Marita Römer

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