Alles nur Angst? Der Umzug



Armer Quidt - er wurde ein Leben lang herum geschubst und braucht endlich einmal ein Zuhause für immer. www.agtiere.de
Ob vom Züchter, aus dem Tierheim oder aus einem anderen Haushalt – jeder Revierwechsel macht Stress. Neue Umgebung, neue Gerüche, fremde Menschen, andere Tiere – das sorgt für Angst. Nur sehr selbstbewusste Katzen marschieren fröhlich aus dem Transportkorb und legen sich ihren neuen Besitzern auf den Schoß. Die meisten verbarrikadieren sich entweder im Korb oder suchen sofort nach einer möglichst unzugänglichen Versteckmöglichkeit. Die Wagemutigeren und Neugierigeren unter ihnen nutzen die ruhigen Nachtstunden, um die Lage zu peilen und das neue Revier zu erkunden, zu fressen und die Toilette zu benutzen. Es gibt aber auch sehr ängstliche Naturen, die tagelang nicht fressen und ihr sicheres Versteck nicht verlassen. Die ersten Tage im neuen Zuhause sind immer mit viel Furcht verbunden, aber die sollte sich langsam Schritt für Schritt legen, wenn die Vierbeiner im neuen Leben angekommen sind und der Alltag Einzug hält.
Wichtig sind vor allem Spielangebote. Alles, was sich bewegt, aussieht oder Geräusche macht wie Beute, ist geeignet, Tiere aus ihrer Angststarre zu holen. Und sicher wird das nicht nach fünf Minuten funktionieren, sondern bedarf vieler Wiederholungen und Lockungen. Der Bewegung des Spielzeuges, ob Angel, Kordel oder Wedel kommt dabei entscheidende Bedeutung zu – der Beutereiz wird irgendwann seine Wirkung tun und die Katze nimmt über das Spielzeug Kontakt zum Menschen auf.

Was können Sie tun, um den Einzug stressfrei zu gestalten? Bieten Sie einen sicheren Rückzugsort an – möglichst ein eigenes Zimmer, wenigstens eine Versteckmöglichkeit, in der das Tier ungestört ist.
Stellen Sie Futter, Wasser und Toilette in die Nähe dieses Rückzugsortes.
Zeigen Sie Präsenz, aber bedrängen Sie das Tier nicht. Setzen oder legen Sie sich auf den Boden und sprechen Sie leise mit dem Neuzugang.
Locken Sie mit Leckerchen, die sich rollen und kullern lassen.
Wahren Sie Distanz und vor allem starren Sie die Katze nicht an. Schauen Sie vollkommen gelangweilt in der Gegend herum und riskieren Sie ab und zu einen Blick oder schließen betont langsam die Augen.
Vertraute Dinge und Gerüche helfen bei der Eingewöhnung: Spielzeug, Körbchen, Decke zum Beispiel.

Das Wichtigste von allem: Bleiben Sie geduldig. Jedes Tier reagiert individuell auf die neue Situation. Und wie diese Reaktion ausfallen wird, kann niemand vorher sagen. Versuchen Sie zu verstehen, dass auf das Tier eine völlig neue Welt einstürzt, in er es sich erst einfinden muss - das kann Tage oder Wochen dauern.

Aus: "Warum tut sie das", Verlag MüllerRüschlikon, 9,95€  

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