KOMMENTAR: Rheinische Post über Katzenkinder

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Auf der Tierseite in der Ausgabe vom Samstag, den 17. Dezember habe ich mit einigem Entsetzen eine Tierkolumne gelesen. Darin steht, dass man ein Katzenkind nicht vor der achten, am besten zwischen der achten und zehnten Woche zu sich holen soll. In jedem Fall aber vor der 16. Woche, denn sonst wird es schwer, es an seine neue Umgebung zu gewöhnen....

Solche Aussagen werden wohl jeden Tierpsychologen, aber auch jeden seriösen Tierschutzverein und Züchter relativ sprachlos machen. Denn ein Katzenjunges vor der 12. Woche aus dem Verbund von Mutter und Geschwistern zu reißen, und es dann noch dazu alleine zu halten, ohne Sozialkontakt zu Artgenossen, ist komplett unverantwortlich. Sicher wird nicht jedes solcher bedauernswerten Geschöpfe verhaltensauffällig. Signifikant jedoch ist, wie viele  verhaltensauffällige Katzen, die Probleme, vor allem beim Aggressionsverhalten zeigen, schon viel zu früh von der Familie getrennt und  dann alleine gehalten wurden. Kommt bei solchen Tieren im Beratungsgespräch die Frage nach der Vorgeschichte, stellt sich bei der großen Mehrzahl heraus, dass sie mit wenigen Wochen abgegeben und isoliert gehalten wurden. Aber: Junge Katzen lernen gerade in diesen ersten Lebenswochen so viel, so schnell und so prägend, wie nie wieder. Oder eben auch nicht - wenn ihnen die Chance genommen wird, ihr Sozialverhalten mit ihren Geschwistern zu trainieren.
Dass sie sich nach der 16. Woche nicht mehr oder schlechter eingewöhnen können, widerspricht wirklich allen Erfahrungen, die Tierschützer, deren täglich Brot die Vermittlung ist, machen. Im Gegenteil: Gut sozialisierte junge Katzen, vor allem gemeinsam mit einem (vertrauten) Artgenossen entwickeln sich dann zu einem angenehmen Familienmitglied, wenn sie eine behütete, angstfreie Welpenzeit hatten. Dazu gehören möglichst viele unterschiedliche Reize und Sozialkontakte. Und auch mit zwölf Wochen sind Katzen noch längst nicht erwachsen - aber ab diesem Zeitpunkt beginnen sie sich kontinuierlich von der Mutter abzunabeln und auf eigenen Pfoten zu stehen. Eine Vermittlung vor diesem Zeitpunkt ist falsch und führt oft zu Problemen - für Tier und Mensch.




     

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