Bericht aus Neapel: Eine Frau allein gegen das Tierlelend

Margret Bauner hat aus Neapel über ihren täglichen Kampf geschrieben. Das spricht für sich und bedarf deshalb keines weiteren Kommentars:

Hallo Ihr Lieben,
muß mich doch wieder mal melden. Im Moment ist alles nicht so toll.
Zuerst möchte ich mich ganz herzlich bei einigen Freundinnen und Freunden bedanken, die daran mitgearbeitet haben, Kätzchen in Sicherheit zu bringen. Vielen herzlichen Dank, im Namen der Kätzchen.
Ärger gabs auch in Würzburg: eine Katze, die voriges Jahr vermittelt wurde, sollte "umgetauscht" werden. Wenn nicht, wurde gedroht, sie weiter zu verkaufen oder noch schlimmer. Er wollte auch das Behandlungsgeld zurück, da wir ja sonst die, inzwischen erwachsene Katze, wieder "verkaufen können" und damit Geld machen würden. Meine Freundin hat die Katze, aus Angst um sie, zurück geholt und das Geld auch zurück bezahlt. Die Katze ist total verstört, das Fell wurde gefärbt! Hoffentlich beruhigt sie sich bald.
Wie kann man sowas machen ?
Hier haben wir auch Ärger mit den Besitzern von unserem Dauergast Picca. Sie hat Durchfall und ich habe den Besitzern gesagt, sie sollen sie entwurmen. Denke, da sie Eidechsen frißt, daß sie Würmer hat. Gestern hat die kleine Tochter mir vom Vater ausrichten sollen, das könnte ich ja selbst machen. Als ich ihr sagte, daß das ihre Katze wäre und nicht meine, sagte sie mir und der Papa hat gesagt, ihr könnt die Katze auch behalten. Das ist ein Lehrer, der sowas macht! Was lehrt der die Kinder! Da braucht man sich nicht wundern, daß Tiere hier schlecht bnehandelt werden, wenn der Lehrer so ein schlechtes Beispiel gibt.Oder sehe ich das falsch? Zuerst hatten sie einen Hundewelpen, den haben wir ins Tierheim gebracht, weil sie ihn nicht mehr wollten. Jetzt die Katze, die ein "natürliches Leben" führen soll. Er versteht darunter, daß die Katze alleine im Campingplatz lebt, ab und zu kommen sie mal. Als ich ihm sagte, es sei gefährlich für die Katze, da nachts wilde HUnde reinkommen, die schon über 20 Katzen im Platz gekillt haben, sagte er, sie schläft auf einem Baum. Ist das ein natürliches Leben für eine Katze ? Als sie in Urlaub gefahren sind haben sie mich gefragt, ob ich die Katze versorge, haben mir auch die Dosen gezeigt, die Picca bei ihnen kriegt, die könnte ich mir ja auch selbst besorgen. Ich lasse sie natürlich bei uns im Wohnwagen schlafen, auch wenn Sissi sie haßt. Picca ist abends die Erste, die im Wohnwagen ist, wenn ich heimkomme. Die Kleine war auch vollkommen unberührt, als sie mir saggte, wir können die Katze behalten. Sie hat mich schon öfters gefragt, wieviele Katzen ich hätte, habe immer gesagt: zuviele! Einmal hat sie mir dann gesagt, ich würde ja viel Geld mit den Katzen machen. Kann eine ca 5-Jährige sowas alleine denken? Ich denke mir, das hat sie daheim gehört. Ausserdem hat sie mir gesagt, daß ihre Mutter ihr gesagt habe, ich würde Picca im Käfig halten und sie ist dann in unseren Platz gegangen, obwohl ich gesagt habe, ich will das nicht, die Kleinen schlafen, sie müsse kontrollieren, wo Picca ist.
Der Parkwächter vom San Gennaro ist auch so ein Blödmann. Er hängt immer die Kette ein, wenn ich komme und macht sie nicht auf. Ich muß dann anhalten, rausgehen, die Kette aufmachen, damit ich reinfahren kann und er steht daneben und hängt sie gleich wieder ein, sodaß ich dann dasselbe Spielchen wieder habe, wenn ich rausfahre und das täglich. Heute habe ich endlich den Chefpater gesprochen und er will mit ihm sprechen. Weiß auch nicht warum er das macht, weil ich Deutsche bin  oder eine Frau ?
Apropo Deutsche. Neulich war ein Ehepaar mit Tochter am Futterplatz am Schloß, als ich zum Füttern kam. Sie hat das gesehen und hat mich gefragt, ob ich eine "Gattara"
sei. So nennt man die Frauen hier, die sich um Katzen kümmern. Als ich ja sagte, fand sie das ganz toll, bis sie meine Autonummer gesehen  hat und mich gefragt hat, ob ich Deutsche sei. Als ich bejahte sagte sie, alle Deutschen sind böse. Auf das Warum, sagte sie nur Hitler! Ich saggte ihr, daß Hitler garkein Deutscher war und ob sie schon mal in Deutschland war oder Deutsche kennengelernt hatte. Sie verneinte. Darauf sagte ich ihr, daß hier soviele Diebe seien und ich trotzdem nicht sage, alle Italiener sind Diebe und daß es für mich Dummheit ist, ein  ganzes Volk zu verdammen, wegen einem Mann, der noch nicht mal Deutscher war. Als ich fertig war, habe ich mich bei meinen Katzen verabschiedet, wie ich das immer tue und hab sie einfach stehen lassen. Hab nur noch gehört, daß die Tochter sagte, die spricht auch mit den Katzen!
Haben ein kleines Katerle in einem Karton beim Müll gefunden und natürlich zu mir gebracht. Der Kleine hat ganz fürchterlich geschrieen. Darauf kam die grau-weiße Katze, die mir nicht in die Falle gegangen ist, als sie trächtig war, aufgetaucht, mit hängenden Zitzen, rappeldürr und ist mit mir hoch gegangen. Der Kleine war sofort ruhig, als er die Katze sah. Habe meine große Box, die man teilen kann, vorbereitet und das Kleine in die hintere Box gesetzt. Die "Mutter" ist auch rein, hat das Kleine geleckt und war dann doch gestreßt. Habe sie abgedeckt stehen lassen und dann die Mami wieder rausgelassen. Hat auch gefressen, ist aber nicht mehr gekommen. Habe nachts die Küchentüre aufgelassen, Futter in die Box gestellt und auch eine Kiste mit Decken dazu, weil ich dachte, sie bringt vielleicht die anderen Kinder, wie es Domenica gemacht hat. Domenica war nie bei uns im Wohnwagen, wir haben sie auf dem Parkplatz vor unserem Platz gefangen und trotzdem hat sie mir ihr Baby auf mein Kopfkissen gelegt, als wir sie nach der Kastration frei gelassen haben.  Stelle immer Futter hin, manchmal ist es unberührt manchmal auch gefressen, ich weiß halt nicht, von wem! Sie tut mir so leid aber ich weiß nicht, wie ich ihr noch helfen kann. Der Kleine schreit den ganzen Tag, wenn er nicht vor Erschöpfung einschläft.
Nerina ist ein schwarzes Hundemädchen, das eines Tages hier im Campingplatz auftauchte. Vollkommen verängstigt. Wenn man es nur von weitem angeschaut hat, war sie schon weg. Lange wußten wir garnicht, ob sie ein Mädchen oder ein  Junge ist, weil sie immer den Schwanz eingeklemmt hatte. Sie hat sehr langsam Vertrauen gefaßt und es waren auch Leute da, die ihr dann Augentropfen in die Augen tun konnten, sie wurde gebadet und die langen Zotteln abgeschnitten. Die Italiener, die sie eigentlich mitnehmen wollten, konnten sie dann nicht mehr anfassen. Sind abgereist. Dann waren Holländer hier, die sie mitnehmen wollten, bis sie sich das auch überlegt hatten und erst versprochen hatten, beim Einfangen zu helfen, weil sie die Ei nzigen waren, die den Hund anfassen konnten. Hatte auch mit einem der Besitzer von dem Komplex hier gesprochen und ihm gesagt, ich werde mich drum kümmern. Zufällig habe ich dann gehört, daß Tierfänger im Club waren, die den Hund abholen sollten, auf Anruf der Besitzer hier. Zum Glück war der Hund nicht da. Wenn die sie gekriegt hätten, wäre es das Ende für die Kleine gewesen. Hatte dann eine Zeit ausgemacht mit der Holländerin, sie sollte mir den Hund festhalten und ich würde sie dann in eines unserer unterstützten Tierheim e bringen. Als ich kam, war sie im Schwimmbad und er war nicht bereit, sie zu rufen. Ich ging habe sie nicht gefunden. Habe dann im Tierheim abgesagt. Giovanna war so lieb und wollte den Hund übernehmen, auch wenn sie mit 600 Hunden randvoll ist. Die Tierfänger wollten am nächsten Tag wiederkommen, drum bin ich abends mit einem Käfig nochmal zu denn Holländern und hatte sie gebeten, den Hund morgens, bevor sie nach Capri fuhren, in die Box zu setzen und ich würde ihn dann wegbringen. Er hat dann gesagt, nein ,das ist nicht unser Problem, obwohl ich ihnen erklärt hatte, was auf die Hündin zukommen würde. Ich dachte sie lieben den Hund!
Habe ihm gesagt, ich hoffe, daß er wenigstens ein schlechtes Gewissen hat. Am nächsten Morgen war eine Freundin hier und mit ihr habe ich Nerina gekriegt u nd ins Tierheim nach Licola gebracht. Dort hatte sie im Vorplatz vom Büro, da alle Boxen voll waren, ein Einzelzimmer gekriegt mit Iglu, einschließlich Kissen zum Schlafen, aber sie hat tagelang nichts gefressen. Habe sie mal besucht, ließ sich aber von mir nicht anfassen. Heute war Giovanna, die Chefin hier bei uns und hat gesagt, sie wäre inzwischen sehr zutraulich geworden. Morgen wird sie kastriert und das Auge, das leider verloren ist, entfernt. Eine Frau aus Milano hat angerufen, sie haben sich in den Hund verliebt und sie würden ihn gerne haben, hatten aber keinen Platz im Auto. Jetzt müssen wir noch eine Transportmöglichkeit nach MIlano finden. So ist es für Nerina doch noch gut ausgegangen. Ich verstehe nur immer nicht, daß alles immer an mir hängen bleibt, die Arbeit, die Nerven, die man dazu braucht und die Spesen. Keiner fragt mal, hattest du Auslagen.Rudi hatte gleich gesagt, am Ende bleibt alles an dir hängen, und so war es auch. Die Italiener vom Platz waren dagegen, den Hund ins Tierheim zu bringen, weil die Hunde  dort in kleinen Käfigen sitzen. Die Frage, ob er schon mal dort war, mußte er verneinen. Ich sagte, es ist wichtig, daß der Hund an einem sicheren Platz ist. Gerade der hat sie nämlich immer verjagt.
Das sind also meine täglichen Erlebnisse, ist das ein Wunder, wenn ich alles aussichtslos und deprimierend finde ?
Hoffe, das nächstemal bessere Nachrichten zu haben
Liebe Grüße aus Neapel, ist noch warm bei uns
Margret 

Wer sich mit Margret Bauner in Verbindung setzen oder ihr helfen will: bauner@gmx.de.

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